
Der IT-Sektor boomt. Weltweit werden IT-Fachkräfte von kleinen und großen Unternehmen aus allen Branchen gesucht. Je mehr digitalisiert und automatisiert wird, desto größer ist der Bedarf an entsprechender Expertise. Gleichzeitig ist das Denken von Unternehmen flexibler geworden, weshalb für viele Projekte Freelancer beauftragt werden. Die Chancen stehen also gut, um als IT-Freelancer durchzustarten. Doch wie wird man überhaupt selbstständig? So gehen Sie am besten vor:
1. Prüfen Sie zuerst Ihre Einstellung und machen Sie sich bewusst, was „Selbstständigkeit“ bedeutet.
Viele angehende Freelancer sehen vor allem die großen Vorteile der Selbstständigkeit. Hierzu gehören die freie Wahl des Arbeitsplatzes oder die freie Einteilung der Arbeitszeit. Darüber hinaus haben Selbstständige die Möglichkeit, eigenständig nach neuen Aufträgen oder Projekten zu suchen und diese anzunehmen oder auch Angebote abzulehnen. Bei all der Freiheit sollten Sie sich im Vorfeld aber auch darüber bewusst sein, welche Pflichten auf Sie als Freelancer zukommen:
- Sie sind selbst für Ihre Absicherung und Ihre Einkünfte verantwortlich.
- Sie müssen bereit sein, finanzielle Risiken selbst zu tragen.
- Sie müssen sich um Ihre Buchhaltung oder Steuern selbst kümmern.
Darüber hinaus sollten Sie vor allem Ihre persönliche Einstellung prüfen:
- Sind Sie ein Unternehmertyp, der eigenständig nach neuen Aufträgen und Geschäftsmöglichkeiten sucht?
- Haben Sie ausreichend Know-how, um im Markt bestehen zu können?
- Sind Sie bereit, auch schwierige Phasen zu überstehen, wenn z.B. Auftragsflauten drohen?
Erst nach dem Check Ihrer Einstellung und Ihrer Bereitschaft, auch mit den Konsequenzen der Selbstständigkeit umgehen zu können, planen Sie die nächsten Schritte.
Ein Tipp: Nicht immer starten IT-Fachkräfte sofort nach Studium oder Ausbildung in die Selbstständigkeit. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, ein paar Jahre Berufserfahrung in einem Unternehmen zu sammeln. Entsprechende Referenzen werden gerade von Neukunden bei Freelancern geschätzt.
2. Prüfen Sie Ihre Finanzen.
Viele Freelancer starten vergleichsweise unbedarft in die Selbstständigkeit. Allzu oft kommt es jedoch vor, dass ausbleibende Aufträge oder Schwierigkeiten bei der Abrechnung mit Auftraggebern schnell zu einer finanziellen Schieflage führen können. Es bietet sich an, vor dem Einstieg als IT-Freelancer ein finanzielles Polster anzulegen, das Ihnen erlaubt, sich mindestens einen Monat lang ohne zusätzliche Einkünfte versorgen zu können. Dabei sollten vor allem die Fixkosten gedeckt sein.
Sind Sie Solo-Selbstständige/r, benötigen Sie in der Regel im IT-Bereich keinen Businessplan - denn Sie bauen ja kein Unternehmen auf, sondern sind Ihr eigenes Unternehmen.
3. Überlegen Sie, ob Sie Freiberufler/in oder Gewerbetreibende/r sein wollen.
Was viele gerade in Deutschland nicht berücksichtigen, ist die feine, aber relevante Unterscheidung zwischen Freiberuflern und Selbstständigen. Die Entscheidung ist für Sie wichtig, denn sie sorgt dafür, ob Sie z.B. Gewerbesteuer zahlen müssen oder nicht.
Als Freiberufler gehören Sie zu einem speziellen Berufsstand, zu welchem auch Ärzt/innen, Jäger/innen oder Publizist/innen gezählt werden. Wer Freiberufler/in ist, wird in einem Katalog in § 18 Einkommensteuergesetz (EStG) aufgeführt. IT-Freiberufler werden dort nicht explizit genannt, dennoch können Sie sich für einen katalog-ähnlichen Beruf entscheiden, der „artverwandt“ mit einem im Katalog gelisteten Freiberuf ist.
Arbeiten Sie z.B. als Informatiker/in, wäre eine Einstufung als Ingenieur/in möglich. In diesem Fall würden sich Ihre Tätigkeiten z.B. auf die Entwicklung von Hard- oder Software oder den Aufbau von Netzwerken beziehen. Um sich als Freiberufler/in anzumelden, wenden Sie sich digital über das ELSTER-Portal an das zuständige Finanzamt. Das Finanzamt entscheidet dann darüber, ob es Ihre Freiberuflichkeit anerkennt oder nicht. Als IT-Freiberufler müssen Sie dann lediglich Einkommenssteuer bezahlen, und weder Gewerbe- noch Umsatzsteuer abführen. Viele IT-Freelancer wählen dennoch einen anderen Weg - meist auch deshalb, weil ihr Berufsfeld nicht als freier Beruf vom Finanzamt anerkannt wird. In diesem Fall müssen Sie als IT-Freelancer ein Gewerbe anmelden und gelten danach als Gewerbetreibende/r.
Das hat zur Folge, dass Sie ab einem Einkommen von 17.500 Euro jährlich Umsatzsteuer erheben und abführen müssen. Darüber hinaus wird ab 24.500 Euro Jahreseinkünften Gewerbesteuer fällig. Die Anmeldung des Gewerbes erfolgt über das zuständige Gewerbeamt. Berücksichtigen Sie bei der Anmeldung auch, dass Sie sich als Gewerbetreibende/r bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer anmelden müssen.
IT-Freelancer: Gewerbe vs. Freiberuf
Vorteile Freiberuf:
- weniger Bürokratie
- keine Gewerbesteuer
- kein Eintrag ins HGB
- keine Pflicht zur Bilanz und kaufmännischer Buchführung (weniger Kosten für Buchhaltung)
- keine Pflichtmitgliedschaft in der IHK
Vorteile Gewerbe:
- Vorstufe zur Firmengründung
- mehr Möglichkeiten, um Ausgaben steuerlich geltend zu machen
- Einstellung von Mitarbeitenden ist einfacher
Hinweis: Wenn Sie als IT-Freelancer arbeiten, müssen Sie vor allem darauf achten, dass Sie nicht Gefahr laufen, scheinselbstständig zu arbeiten. Gerade zu Beginn als Freelancer mit wenigen oder sogar nur einem Auftraggeber ist das schwierig. Wichtig ist, dass Sie nicht in die Organisationsstrukturen des Auftraggebers eingebunden werden. Es muss klar ersichtlich sein, dass Sie frei wählen, wann, wo und wie Sie arbeiten und Ihr Auftraggeber das nicht vorgibt.
4. Sorgen Sie für Ihre Absicherung.
Als Freelancer/in müssen Sie sich selbst um Ihre Absicherung kümmern. Empfehlenswert ist vor allem eine Berufshaftpflichtversicherung. Haben Sie z.B. beim Programmieren einen gravierenden Fehler gemacht, der Ihren Auftraggeber viel Geld kostet, kann Sie eine Haftpflichtversicherung vor hohen Schadensersatzforderungen schützen.
Am besten sollten Sie auch Ihre Gesundheit absichern. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist daher empfehlenswert.
Prüfen Sie außerdem Ihren Krankenversicherungsschutz. In manchen Fällen kann es als Selbstständige/r günstiger sein, in die private Krankenversicherung zu wechseln. Achten Sie dabei aber immer auf ein ausreichend hohes Krankentagegeld, sollten Sie längere Zeit krankheitsbedingt ausfallen.
5. Kalkulieren Sie Ihren Stundensatz.
Eine große Herausforderung für IT-Freelancer ist eine realistische Einschätzung ihres Stundensatzes. Um diesen realistisch zu kalkulieren, sollten Sie verschiedene Aspekte berücksichtigen. Diese Überlegungen sind wichtig. Denn wenn Sie zu niedrig ansetzen, könnten Sie gerade am Anfang in finanzielle Schwierigkeiten kommen.
Prüfen Sie zunächst, wie viel Geld Sie monatlich benötigen, um Ihre Fixkosten zu decken und Ihren Haushalt zu bestreiten. Denken Sie außerdem daran, eine kleine Summe regelmäßig als Puffer zurückzulegen.
Orientieren Sie sich bei Ihrem Honorar an übliche Marktpreise. Berücksichtigen Sie dabei Ihre Expertise und Ihre Berufserfahrung oder Spezialisierung. Nutzen Sie am besten auch Ihr persönliches Netzwerk, um andere nach ihrer Preisgestaltung als IT-Freelancer zu fragen.
6. Positionieren Sie sich und finden Sie Ihre(n) USP(s).
Viele angehende Freelancer sind der Überzeugung, dass sie potenziellen Kunden ein möglichst breites Leistungsspektrum anbieten sollten. Doch in der Praxis schätzen Auftraggeber/innen vor allem die Expertise von Freelancern. Deshalb sollten Sie sich zu Beginn ihrer Selbstständigkeit überlegen, in welchen Bereichen Sie besonders gut sind und warum ein Unternehmen genau Sie beauftragen sollte und niemand anderen.
Schauen Sie sich auch auf dem Markt um. Prüfen Sie z.B. Stellenanzeigen im IT-Bereich. Welche Spezialisierungen werden gerade besonders gefragt? Wo könnten Sie einsteigen? Wer selbst weiß, was er am besten kann, kann seine Dienstleistungen am Ende auch glaubhafter verkaufen. Ein weiterer Vorteil: Erledigen Sie einen Auftrag zur vollsten Zufriedenheit Ihrer Kunden, ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeaufträgen hoch.
7. Erstellen Sie Ihr Profil als IT-Freelancer.
Nutzen Sie Jobportale für Freelancer, um Reichweite für Ihr Profil zu erhalten. Mit Ihrem Profil können Sie sich auch an Recruiting-Spezialisten wie Computer Futures wenden. Dort werden Sie z.B. in einen Talent-Pool aufgenommen. Sobald Auftraggeber nach Freelancern suchen, werden diese Projekte mit Ihren Skills abgeglichen und Sie kommen dann in die nähere Auswahl.
Fazit: Als Freelancer zählt vor allem die richtige Einstellung
Auch wenn die IT-Branche vor allem Freelancern ein hohes Auftragsvolumen verspricht, steht am Anfang jeder Freelancer-Karriere die richtige Einstellung. Wenn Sie bereit sind, Verantwortung für Ihre Aufträge und Ihr Einkünfte zu übernehmen und wenn Sie Ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen können, steht einer erfolgreichen Laufbahn als Freelancer im IT-Bereich nichts entgegen. Sie benötigen Unterstützung bei der Projektakquise? Dann sehen Sie sich jetzt in unserer Stellensuche um oder kontaktieren Sie uns.