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Wie ist der Stand der Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen? Welche Projekte sind für das Jahr 2021 geplant und wie schneidet das bevölkerungsreichste Land im Vergleich zu den anderen Bundesländern ab?

Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, hat mit Roman Hartung, Associate Sales Business Partner bei Computer Futures, über den Status quo gesprochen.

1. Herr Pinkwart, können Sie sich noch an Ihren ersten Computer erinnern?

Nur noch vage. Mitte der Achtziger Jahre habe ich von einem Bekannten einen MSDOS-PC aus dem Eigenbau erworben. Dann erfolgte 1990 der Durchbruch mit dem 386er, auf dem dann auch schon MS Office lief. Das hat mir die wissenschaftliche Arbeit erheblich erleichtert.

2. Was hat sich seit Beginn Ihrer Amtszeit am IT-Standort NRW getan?

Der IT-Standort Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren in beeindruckender Weise entwickelt: Die Anzahl der Beschäftigten und Unternehmen ist kontinuierlich gewachsen und auch die Umsätze sind gestiegen. Wir haben heute eine vielfältige Landschaft von Start-ups, Mittelständlern und großen Konzernen. Die Landesregierung steht in engem Kontakt mit den Unternehmen und bringt gemeinsam mit der Wirtschaft den digitalen Wandel weiter voran. Einen bedeutenden Beitrag hierzu leisten unsere Landesinitiativen etwa zu 5G, Factory 4.0 und KI. Unsere Digital Hubs sind regionale Anlaufstellen für Start-ups, die konkrete Hilfestellung geben und die Vernetzung fördern. So werden aus den Gründerinnen und Gründern von heute die Unternehmerinnen und Unternehmer von morgen.

3. Welche Projekte und Vorhaben stehen im Bereich IT/Digitalisierung für 2021 in NRW an?

Auch in diesem Jahr tut sich in Nordrhein-Westfalen sehr viel. Eines unserer größten Projekte ist die Digitalisierung der Landes- und Kommunalverwaltung. 2021 wird hier das Jahr der Umsetzung! Praxisnahe Projekte wie eine digitale Verkehrskreuzung oder moderne ÖPNV-Projekte setzen wir in den digitalen Modellkommunen um. Hier sind weitere Investitionen über 100 Millionen Euro geplant. Start-ups mit großem Wachstums- und Internationalisierungspotenzial können ab dem Sommer auf ein neues Scale-up-Programm zugreifen. Um die konkrete Anwendung einer Blockchain in digitalen Geschäftsmodellen zu erproben, haben wir die Dachmarke Blockchain.NRW ins Leben gerufen. Ein tolles Beispiel hierfür ist das Blockchain-Reallabor im Rheinischen Revier, in dem Wissenschaft, Unternehmen und Start-ups gemeinsam vielfältige Projekte umsetzen. Wichtig bei all diesen Vorhaben ist, dass wir eine sichere und unabhängige Dateninfrastruktur haben. Deshalb arbeiten wir eng mit den nordrhein-westfälischen Gründungsmitgliedern der Dateninfrastruktur-Initiative GAIA-X zusammen, damit wir digital unabhängiger werden und zukünftig auch auf europäische Cloud-Angebote zugreifen können.

4. Wo sehen Sie den IT-Standort NRW im Vergleich zu den anderen Bundesländern?

Nordrhein-Westfalen verfügt über gute Verkehrsanbindungen, eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur sowie exzellente Hochschulen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Die hohe Lebensqualität und die lebendige Start-up- und Gründerkultur locken Talente aus aller Welt an. Der Standortvorteil zeigt sich auch an den Zahlen: Knapp 29 Prozent des Umsatzes der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)-Branche wurde 2020 hier erwirtschaftet, jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ist hier angestellt und jedes fünfte IKT-Unternehmen ist in unserem Bundesland beheimatet. Damit ist unser Land bundesweit an der Spitze. 

5. Ohne Fachkräfte keine Digitalisierung: Welche Maßnahmen verfolgen Sie in Abstimmung mit dem Ministerium für Schule und Bildung, um die digitale Bildung von Heranwachsenden zu fördern?

Für die digitale Lehre ist eine zukunftsfähige Breitbandversorgung unabdingbar. Unser Ziel ist es, bis Ende 2022 alle Schulen in Nordrhein-Westfalen an Breitbandnetze anzuschließen. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg: 96 Prozent der gut 5.400 Schulen sind bereits mit gigabitfähigen Netzen erschlossen oder dafür vorgesehen – 2018 waren es erst 59 Prozent. Wir zeigen allen Schulen, die möchten, einen Weg zum Gigabitanschluss auf und unterstützen mit entsprechenden Förderangeboten. Darüber hinaus unterstützt das Land die angehenden Fachkräfte mit zahlreichen Initiativen. Diese betreffen das Angebot in den Schulen selbst, die Informatikkompetenz der Schülerinnen und Schüler oder die Ausbildung in den Berufsschulen.

6. Corona hat gezeigt, wie wichtig digitalisierte Verwaltungsprozesse sind. Welche Erkenntnisse und Maßnahmen wird das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie daraus für die Zukunft ableiten?

Wir machen Tempo bei der Digitalisierung der Verwaltung:  Mit dem Wirtschafts-Service-Portal.NRW – unserem digitalen Zugangstor für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen – können Gründerinnen und Gründer bereits heute bequem vom Sofa aus ihr Gewerbe an-, um- oder abmelden. In Kürze können sie darüber auch das Gründerstipendium beantragen oder sich bei den Handwerkskammern in die Handwerksrolle eintragen lassen. Unsere Herangehensweise ist dabei bundesweit einmalig und macht uns unabhängig von Software-Lösungen und -lizenzen. In den nächsten drei Monaten stellen wir im Portal 80 weitere Verwaltungsleistungen für die Wirtschaft bereit, bis zum Jahresende sollen es bereits 200 sein. Darüber hinaus arbeiten wir daran, das Service-Portal.NRW für die bürgerbezogenen Leistungen ebenfalls in einen bundesweiten Portalverbund zu überführen. Bürgerinnen und Bürger sollen so ortsunabhängig zum richtigen Portal und zum gewünschten Online-Dienst geführt werden. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber die Corona-Pandemie hat uns auch gezeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Wir arbeiten daher weiter mit aller Kraft daran, Nordrhein-Westfalen zur modernsten Industrie- und Dienstleistungsregion Europas zu entwickeln. Die Digitalisierung bringen wir dabei gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern voran. 

 

Vielen Dank für das Interview, Herr Prof. Dr. Pinkwart.

 

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